Letzten Samstag gastierte unsere Eintracht aus Quenstedt beim derzeitigen Tabellenzwölften der Kreisliga Nordost, dem Sportverein Merkur Volkstedt. Da der Gastgeber mit 25 Punkten noch nicht aus dem Ärgsten, was den Abstiegskampf betrifft, heraus ist und noch dazu traditionell eher über den Kampf als über spielerische Akzente kommt, war von vornherein klar, dass man sich auf ein ruppiges und kampfbetontes Spiel einstellen musste. Doch, soviel sei schon vorher gesagt, was sich in den kommenden 90 Minuten abspielte, war manchmal jenseits von gut und böse – doch dazu später mehr.
Im Vergleich zur Vorwoche hatte sich die Personalsituation von Quenstedt nur marginal verbessert, fielen doch wieder mehrere Spieler krankheitsbedingt bzw. gesperrt aus. Allerdings liefen mit Lengsfeld und Necke zwei gelernte Stürmer auf, die das Spiel noch prägen sollten. Man war von Anfang an gewillt, den Kampf anzunehmen und die drei Punkte aus Volkstedt zu entführen. Neben einigen überharten Aktionen der Gastgeber direkt zu Beginn der Partie hatte Quenstedt in Form von Tobias Lengsfeld die erste gute Gelegenheit des Spiels. Einen abgefangenen Ball im Mittelfeld leitete Lengsfelds Sturmpartner Sebastian Necke mit dem Kopf auf ihn weiter. Tobias ließ den Ball einmal aufticken und schoss per Bogenlampe auf das Tor aber zielte in dieser Situation knapp zu hoch.
Quenstedt blieb am Drücker und konnte, trotz einiger Unkonzentriertheiten im Passspiel, das Spiel bestimmen und weiter kontrollieren. Nach ungefähr einer Viertelstunde konnten sich Bartels und Necke auf der linken Seite gut durchkombinieren. Bartels spielte dann einen herrlichen Pass in die Schnittstelle der Abwehr, von wo aus Lengsfeld alleine Richtung Tor laufen konnte. Unmittelbar vor seinem Abschluss fuhr ihn aber Volkstedts Verteidiger Knöfel in die Parade. Strafstoß und zwingender Platzverweis aufgrund einer Notbremse und somit der Verhinderung einer 100%-igen Torchance wären hier die richtigen Entscheidungen gewesen. Schiedsrichter Heiko Hollnack entschied folgerichtig zwar auf Elfmeter, drückte aber mehr als seine vorhandenen zwei Augen zu und beließ es bei einer gelben Karte für den Übeltäter – es sollte nicht seine einzige, höflich formuliert, fragwürdige Entscheidung an diesem Nachmittag bleiben. Den Penalty nahm sich Torjäger Sebastian Necke an. Jedoch scheiterte auch er, ähnlich wie Steven Kahle in der Vorwoche gegen Augsdorf, ziemlich kläglich und „schaufelte“ (O-Ton Necke) den Ball deutlich über den Kasten.
In der 17. Minute rollte der nächste Angriff über unsere starke linke Seite. Necke, freigespielt von Sebastian Bartels, spielte einen schönen Pass in den Lauf von Lengsfeld, der sich, das muss man Fairerweise eingestehen, allerdings klar im Abseits befand. Schiedsrichter Hollnack ahndetete diese Aktion aber nicht, sodass Tobias problemlos in den Strafraum eindringen konnte und mit einem mustergültigen Querpass Tony Elschner bediente, welcher nur noch einschieben brauchte, um sein fünftes Saisontor zu feiern.
Doch die Freude über den Führungstreffer hielt nicht lange an. Durch zum Teil desolates Defensivverhalten, beginnend im Mittelfeld, lud man den Gastgeber förmlich ein, den Ausgleich zu erzielen. Der ließ sich nicht lange bitten und erzielte diesen nur drei Minuten nach der Führung. Wieder über unsere linke Seite entstehend spielten zwei Volkstedter mit einem einfachen Doppelpass fünf Quenstedter schwindelig. Die anschließende Ablage von der Grundlinie und der Torerfolg waren dann nur noch Formsache.
In den folgenden zehn Minuten war die Eintracht vollkommen von der Rolle. Nach vorne wurden die Bälle durch haarsträubende Fehlabspiele nicht gut verwertet und in der Defensive kam man nicht mehr in die Zweikämpfe. So konnte Quenstedt von Glück sprechen, dass Hollnack nach einem offensichtlichen Foul von Rockmann, er kam bei einem Pressschlag einen halben Schritt zu spät, nicht auf Strafstoß entschied. Nachdem diese zehn wackligen Minuten überstanden waren, konnte unsere Eintracht nochmals etwas nach vorne bewegen. Die beste Chance hatte hier Sebastian Necke nach schönem Zuspiel von Pietz. Sein Abschluss aus der Drehung landete aber nur am Außennetz. Mit 1:1 ging es in die Pause und die zweite Halbzeit sollte noch so manche Überraschung und Kontroverse bereithalten.
In den ersten zehn Minuten des zweiten Durchgangs passierte nicht wirklich viel, doch dann sollte es Schlag auf Schlag weitergehen. In der 56. Minute kam Volkstedt zu einem höchstfragwürdigen Elfmeter. Vorausgegangen war ein relativ normaler und keinesfalls unfairer Zweikampf zwischen Wohlfarth und Volkstedts Frank Winkler. Dieser ließ sich theatralisch fallen und legte somit den Schiedsrichter, der möglicherweise noch das nicht geahndete Foulspiel von Rocky im Hinterkopf hatte, rein. Aber auch dieser Elfmeter ging nicht ohne Umwege ins Tor. Torwart Markus Schulze machte sich auf den langen Weg, um den Strafstoß zu schießen. Er zielte zu genau und traf nur die Latte. Den ohne Zwischenberührung zurückprallenden Ball wollte Schulze nochmals auf Tor schießen, traf diesen aber nicht voll. ABER er traf ihn, was ein Regelverstoß ist und zu einem indirekten Freistoß für Quenstedt hätte führen müssen. Da Schiedsrichter Hollnack aber nicht mit dieser Regel vertraut war/ist, lief das Spiel weiter und der kurz vorher gefoulte Winkler erzielte aus einem Gewühl heraus und nachdem Andreas Mühlenberg den Ball unglücklich abgefälscht hatte die 2:1-Führung für den Gastgeber.
Quenstedt war auf dem falschen Fuß erwischt und haderte zunehmend mit sich selbst oder dem Schiedsrichter, der diesem Zeitpunkt schon zwei Volkstedter wegen taktischer Foulspiele vom Platz hätte stellen müssen. Die oft einzige Möglichkeit wieder in ein Spiel hineinzukommen, was man leichtfertig aus der Hand gab, ist das konsequente Nutzen von Standartsituationen. Und genau dies tat Quenstedt in Form von Sebastian Bartels und Sebastian Necke. In der 67. Spielminute brachte Bartels einen Freistoß aus halbrechter Position mit Schnitt zum Tor hinein. Am zweiten Pfosten lauerte Necke und verlängerte das Leder mit einem schulbuchmäßigen Kopfball ins lange Eck.
Nur drei Minuten nach dem Ausgleich gab es die nächste eiskalte Dusche für Quenstedt. Der kurz vorher eingewechselte Sebastian Kühne verlor einen Zweikampf im Mittelfeld und lief seinem Gegenspieler hinterher. Kurz vor der Strafraumgrenze nahm er eine mögliche gelbe Karte in Kauf und stellte seinem Gegenspieler von hinten ein Bein um den Angriff zu unterbinden – normalerweise ein klares taktisches Foulspiel, welches natürlich mit einer Verwarnung bestraft werden muss. Doch Hollnack entschied, wohlmöglich angestachelt von lautstarken und übermotivierten Drohgebärden der Volkstedter Anhänger, zur Überraschung der Quenstedter auf grobes Foulspiel und somit auf Platzverweis für Kühne – sein zweiter (irregulärer) in dieser Saison.
Doch anstatt das Spiel wieder in die andere Richtung kippte, drehte die Eintracht, in Person von Necke, richtig auf. Nach seinem ersten Tor erzielte er innerhalb von sieben Minuten noch drei weitere Tore und schraubte sein Torkonto auf 14 Saisontreffer. Das zweite Tor war eine exakte Kopie vom ersten. Wieder Freistoß Bartels von halbrechts, wieder setzt sich Necke in der Mitte durch und verlängert den Ball ins lange Eck (78. Min). Sein drittes Tor bereitete wieder Bartels vor, diesmal allerdings mit einem Freistoß aus der eigenen Hälfte. Seinen langen Ball ließ Aushilfstormann Schulze im Fünfmeterraum aufticken. Von dort sprang der Ball an den Pfosten und Schulze wirkte orientierungslos. Necke schaltete in dieser Situation von allen am schnellsten und erzielte akrobatisch mit einer Art Fallrückzieher das 4:2 (80. Min). Die endgültige Entscheidung besorgte Necke in der 85. Minute nach einem herrlichen Pass in die Gasse vom an diesem Tag sehr starken Tobias Lengsfeld. Überlegt schob er in der Eins-gegen-Eins-Situation die Kugel am herausstürmenden Schulze vorbei ins Tor. Das 5:3 drei Minuten vor Ultimo durch Merkurs Kapitän Andreas Koch war nicht mehr als Ergebniskosmetik.
Fazit: Am Ende des Tages steht ein verdienter, aber auch hart erkämpfter und, durch den Platzverweis von Kühne, teuer erkaufter Auswärtssieg gegen bissige Volkstedter Jungs. Leider litt das Niveau des Spiels zum Teil darunter, dass Schiedsrichter Heiko Hollnack einige unglückliche Entscheidungen, in einem zugegebenermaßen sehr hitzigen Spiel, traf, die nicht zur Beruhigung des Selbigen beitrugen. Nichtsdestotrotz heißt es nun für alle Beteiligten, dieses Spiel abzuhaken und weiterhin nach vorne zu schauen, sowohl für Merkur Volkstedt im Abstiegskampf, als auch für die Eintracht im Kampf um die Aufstiegsplätze.
Da am kommenden Osterwochenende kein Spiel für Quenstedt ansteht, haben alle Beteiligten mal Zeit durchzuatmen und nochmals Kraft für die entscheidenden Wochen zu tanken.
Das nächste Spiel findet am 26.04.2014 in Quenstedt gegen die Sportfreunde aus Rottelsdorf statt.
In diesem Sinne Sport frei und ein schönes Osterfest!
Aufstellung: A. Weidl – M. Werner, A. Mühlenberg (C), S. Rockmann, S. Wohlfarth (60. Min S. Kühne) – T. Elschner, M. Pietz, M. Göppert (60. Min A. Lengsfeld), S. Bartels – T. Lengsfeld, S. Necke
16. April 2014 um 11:21 Uhr
Hier nochmal eine genaue Erklärung zu der Elfmetersituation:
Beim Elfmeter selbst muss der Spieler den Ball schlicht nach vorne spielen, wobei sich natürlich ein Torschuss empfiehlt. Der Spieler darf den Ball erst wieder berühren, wenn ein anderer Spieler denn Ball berührte – prallt der Ball von Pfosten oder Latte des Tores ab, darf der Schütze also nicht zum Nachschuss ansetzen. Sollte der Ball jedoch vom Torwart abprallen, ist ein Nachschuss der Regel entsprechend erlaubt. Von anderen Spielern sind Nachschüsse grundsätzlich erlaubt. Abseits gibt es beim Strafstoß nicht, da sich alle Spieler hinter dem Ball befinden müssen und Abseits damit theoretisch gar nicht möglich wäre.
Für den Fall, dass einer der Spieler während der Ausführung gegen die Regeln des Elfmeters verstößt, gibt es relativ komplizierte Regeln für den Schiedsrichter, wie er auf die Aktion reagieren soll, welche allesamt in Regel 14 der Laws of the Game beschrieben sind: Wenn der Schütze oder ein Mitspieler des Schützen gegen die Regeln verstößt, wird der Strafstoß wiederholt, wenn der Ball während des Regelverstoßes ins Tor ging. Sollte der Ball ohnehin daneben gegangen sein, wird das Spiel mit einem indirekten Freistoß für die verteidigende Mannschaft von der Stelle aus, an der sich das Vergehen abspielte, fortgefahren.
Quelle: http://de.fussball-lexikon.wikia.com/wiki/Strafsto%C3%9F_%28Regel%29
17. April 2014 um 16:32 Uhr
Gute, aufwendige Berichterstattung. Lob !