Welbsleben

Am Sportplatz in Welbsleben herrscht am Sonnabendvormittag Ruhe. Nur ab und an radelt ein Fahrradfahrer vorbei. Das Gras ist leuchtend grün, nur ein paar Maulwurfshügel sorgen für Farbtupfer. Corona-Zeit eben, kein Ball rollt, kein Torschrei erklingt, kein Beifall ertönt. Wie überall, und doch etwas anders. In Welbsleben und dem benachbarten Quenstedt ist die Corona-Pause gerade so beliebt, wie Nordmazedonien bei Jogi Löw. Spielen wollen die Fußballer, ihren Aufstieg in die Kreisoberliga Mansfeld-Südharz perfekt machen. Als Tabellenerster der Kreisliga Staffel I war das Team auf dem besten Weg dazu. 

Das Besondere daran: Die Mannschaft der SG Welbsleben/Quenstedt wäre die erste Spielgemeinschaft, die in der höchsten Spielklasse des Landkreises auf Tore- und Punktejagd gehen dürfte. Bis vor Kurzem war das nicht der Fall, doch ein Beschluss auf dem zurückliegenden KFV-Verbandstag im vergangenen Jahr änderte dies. Jetzt sind Aufstiege von Spielgemeinschaften in die Kreisoberliga möglich. „Ich war immer für das Model, dass auch Spielgemeinschaften aufstiegsberechtigt sind. Der Kreis Mansfeld-Südharz war der letzte Kreis, der das zugelassen hat“, so Roman Mages, Ex-Trainer vom SV Welbsleben. 

Legendäre Duelle zwischen Quenstedt und Welbsleben

Rückblende: Vor einigen Jahren zählten Quenstedt und vor allem Welbsleben zum Stamm der Kreisoberligisten. Die Nachbarschaftsduelle zwischen beiden Mannschaften waren im Norden des Landkreises legendär, mehr als 200 Zuschauer keine Ausnahme, eher die Regel. Doch dann änderte sich das. Beide Vereine mussten kleinere Brötchen backen. Spielten sie früher sogar in die Landesklasse, so ging der Weg nun zurück in die Kreisliga. Erst für Quenstedt, dann für Welbsleben. Nicht zuletzt waren es personelle Gründe, die dazu führten. Immer schwieriger fiel es beiden Vereinen, eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. 

Langsam aber sicher reifte dann aber doch die Erkenntnis, dass es alleine nicht geht. Die Idee einer Spielgemeinschaft nahm konkrete Gestalt an. Mittlerweile seit zwei Jahren ist es so weit: Nachdem beide Vereine schon geraume Zeit eine Jugendspielgemeinschaft (JSG) bildeten, erfolgte nun auch der Zusammenschluss im Männerbereich. Leicht war es nicht, alte Barrieren, auch in den Köpfen, niederzureißen. „Noch heute können einige Leute nicht damit umgehen. Die wollten von einem Zusammenschluss nichts hören und lassen sich auch nicht von ihrer Meinung abbringen. Sie kommen auch heute noch nicht zu den Spielen der Mannschaft“, so Roman Mages, einer der Initiatoren der Spielgemeinschaft.

Gute Nachwuchsarbeit bei der Spielgemeinschaft

Dabei lohnt es sich jetzt wieder, die Spiele der Mannschaft zu besuchen. Sowohl die Kreisligavertretung als auch das Kreisklasse-Team sind unbesiegt. Und das vorrangig mit Spielern aus der eigenen Jugend. „Marco Weber ist jetzt Trainer der Mannschaft. Er ist der richtige Mann am richtigen Platz. Er hat viele Spieler schon im Nachwuchsbereich betreut und sie jetzt in den Männermannschaften eingebaut. Das ist super gelaufen, da wurde vieles richtig gemacht“, sagt Mages, der den Coach nach besten Kräften unterstützt.

In dieses positive Bild passt auch die Tatsache, dass die Kombination aus Welbsleben und Quenstedt in der kommenden Saison mit einem A-Juniorenteam im Land spielen möchte. Bis auf die Altersklasse B-Junioren ist die JSG in allen Spielklassen im Nachwuchsbereich auf Kreisebene vertreten. „Mittlerweile können wir uns vor Kindern nicht retten. Das spricht für die gute Nachwuchsarbeit, die hier geleistet wird“, sagt der 53-Jährige, der selbst mehr als drei Jahrzehnte erfolgreich als Trainer arbeitete und der sich für die Nordlichter als Glücksgriff erwies.

Warten auf grünes Licht zum Fußballspielen

Während die Verantwortlichen der SG Welbsleben/Quenstedt bei der Spielkommission des KFV Fußball den Antrag auf den Aufstieg in die Kreisoberliga gestellt hat, verzichtet die Zweite auf den Sprung in die Kreisliga. „Ich wäre dafür gewesen, aber die Mannschaft hat sich beraten und auch aus personellen Gründen verzichtet, sie wird weiter in der Kreisklasse spielen“, sagt Mages. Fast am Ende des Gespräches verweist er noch auf einen weiteren erfreulichen Fakt. „Obwohl es in Corona-Zeiten nicht leicht ist, halten uns alle Sponsoren die Treue. Wir haben sogar Neue dazugewonnen. Man merkt auch daran, dass es wieder vorwärtsgeht.“

Das Einzige, was jetzt noch fehlt, ist grünes Licht zum Fußballspielen. „Die Jungs stehen in den Startlöchern. Immer nur laufen macht ihnen keinen Spaß. Sie wollen wieder spielen, so schnell es geht, wieder in der Kreisoberliga mitmischen. Da wollen wir hin, wieder ein fester Bestandteil dort werden. Das ist das große Ziel, das wir uns gestellt haben. Und ehrlich gesagt, ich traue das der Mannschaft auch zu.“ Spätestens dann ist es mit der Samstagruhe in Welbsleben und Quenstedt wieder vorbei. Und vielleicht kommt dann sogar der ein oder andere Fan zurück.

(Quelle: MZ / Ralf Kandel)