Porträt Frank Röseler

„Freie Tage gibt es im Prinzip nicht“, erzählt Frank über seinen Job. Seit 2013 lebt und arbeitet der Ascherslebener größtenteils auf einem Kreuzfahrtschiff. „Es gibt Für und Wider, womit man sich arrangieren muss“, gesteht der 30-Jährige, „allerdings sehe ich keine Nachteile. Der Job bietet mir so viel“, sagt Frank und beginnt zu schwärmen: „Jeder Tag ist anders, ich erlebe hier eine Menge und war schon in 91 Ländern – ich bin so dankbar dafür, was mir der Job alles ermöglicht, und diese ganzen Erinnerungen kann mir keiner mehr nehmen.“

Franks Ziel: Die Welt schnellstmöglich entdecken

Nach seinem Abitur, das Frank 2008 am Stephaneum in Aschersleben ablegte, begann er in Halle eine Ausbildung in der Tourismus-Branche. Anschließend machte er in Cardiff (Wales) seinen Bachelor und Master im Internationalen Business Management, wo er für anderthalb Jahre wohnte. „Danach wollte ich die Welt entdecken“, erzählt Frank, „und mit einem Job auf einem Kreuzfahrtschiff ist das der schnellste Weg.“

Gesagt – getan: 2013 hat er auf der Aida als Reisebegleiter angefangen, wurde nach drei Jahren Tour-Manager für anderthalb Jahre, und danach war er für ein Jahr „Shore Operations Manager“. Mittlerweile ist er dort „Guest Commerce Manager“ und somit die Schnittstelle zwischen sieben Einzelbereichen (Ausflüge, Reisebegleiter, Foto-Shop, Casino, Art Gallery und Fitnessbereich).

Arbeiten auf dem Schiff: Es gibt keinen typischen Alltag

Seinen Arbeitsalltag könne er nicht konkret beschreiben, weil es einen typischen nicht gebe. Im Grunde genommen kümmere er sich darum, dass sich die Gäste auf dem Schiff so wohl wie möglich fühlen, ist ihr Ansprechpartner, was die sieben Bereiche anbelangt, und kümmert sich auch um neue an Bord, aber auch um Mitarbeiter-Schulungen, um den Service stets zu verbessern.

Was aber auch zum Job gehört: Anpacken, wo Hilfe gebraucht wird. „Es funktioniert auf einem Kreuzfahrtschiff nicht, dass man sich nur um seinen eigenen Aufgabenbereich kümmert“, so Frank. Dadurch wachse ein starkes Teamgefühl untereinander, und der Ascherslebener bezeichnet seine Schiffscrew als zweite Familie.

Frank hat sich für den Job bewusst entschieden

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen oft. Doch das stört Frank überhaupt nicht, denn schließlich habe er sich bewusst dafür entschieden, „sonst würde ich das nicht schon sieben Jahre machen.“ Natürlich gebe es auch an Bord Rückzugsorte, aber nach dem Feierabend sitze Frank gern noch mit seinen Kollegen – aber auch mit Gästen – zusammen, und „wir tauschen uns über den Tag und unsere Leidenschaft für’s Reisen aus“, erzählt der 30-Jährige. So seien schon viele Freundschaften entstanden, die sich über den gesamten Globus verstreuen.

Nach vier Monaten an Bord gibt es sechs bis acht Wochen lang eine Pause

In der Regel arbeitet Frank Röseler etwa vier Monate am Stück auf dem Schiff und hat dann sechs bis acht Wochen Pause, bevor es für ihn wieder zurück an Bord geht. Zwar sehnt er sich er nach der monatelangen Arbeit auf dem Schiff nach seiner Familie und seinen Freunden in der Heimat, „jedoch halte ich es nicht länger als zwei Wochen in Aschersleben aus.“

Das habe allerdings nichts mit der Stadt an sich zu tun, sondern mit seiner Wanderlust. Eine Woche mal nichts tun – dafür sei er einfach nicht gemacht.

Was er durch das Reisen über die Jahre gelernt habe, ist, „dankbar für das zu sein, was man hat“, so der 30-Jährige. Früher habe er viel geschimpft, heute sei er viel entspannter und wisse auch seine Privilegien zu schätzen. Vor allem nachdem er in Entwicklungsländern gewesen ist, „das bewegt einen sehr.“ Genauso wie das Thema Nachhaltigkeit: Er kenne die Kritik, dass Kreuzfahrtschiffe als „Dreckschleudern“ bezeichnet werden. Er betont aber, dass man auch dort versuche, ökologischer zu werden.

Wichtige Eigenschaften für das Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff

Wie lange er auf dem Schiff noch arbeiten werde, das wisse er gegenwärtig noch nicht. Andere Optionen hätte er zumindest zur Genüge. Aber so lange wie es ihm noch Spaß macht, sei das kein Thema für ihn. Ob man überhaupt bis hin zum Rentenalter auf einem Schiff arbeiten könne? „Ich wüsste nicht, was dagegen spricht“, antwortet der Ascherslebener.

Wichtig sei, dass man folgende Eigenschaften mitbringt: Flexibilität, einen starken Team-Gedanken und eine gewisse Neugierde sowie Offenheit für andere Kulturen. „Und wie überall im Dienstleister-Bereich gilt auch hier: man muss seinen Job leben und lieben“, erklärt der 30-Jährige, „Das ist nicht für jeden etwas – dafür muss man gemacht sein.“

(Quelle MZ.de)