QuenstedtAm vergangenen Wochenende empfing die Eintracht aus Quenstedt die zweite Vertretung des VfB Sangerhausen zum ersten Pflichtspiel der Kreisoberliga in diesem Kalenderjahr. Nachdem es in der Winterpause zu zwei großen Veränderungen im Verein kam, Abwehrchef Andreas Mühlenberg verließ die Eintracht zum FC Hettstedt und Trainer Ingolf Bubel trat von seinem Amt zurück und wurde durch den Quenstedt-Veteran Lars Kühne ersetzt, wusste niemand so genau, wo die Mannschaft im Vergleich zur äußerst dürftigen Hinrunde steht. Da man in der ersten Halbserie nur zwei magere Punkte auf der Habenseite verbuchen konnte, lautete die Devise vom neuen Coach mit mannschaftlicher Geschlossenheit auftreten und punkten, punkten, punkten – und das am besten schon gegen die notorisch auswärtsschwache Mannschaft des VfB II.

Personell konnte Kühne fast aus dem Vollen schöpfen. Einzig die (Lang)zeitverletzten Werner und Neumann und die aufgrund von Arbeit unregelmäßig zum Einsatz kommenden Schulze, Bubel und Röseler fehlten dem neuen Trainer bei seinem offiziellen Debüt auf der Trainerbank in der Kreisoberliga. So wollte man das eigene Spiel auf dem schweren und rutschigen Geläuf in Quenstedt durchziehen und durch Aggressivität und Laufbereitschaft überzeugen.

Quenstedt nahm auch direkt das Heft des Handelns in die Hand und wurde nach drei Minuten eiskalt erwischt. Gefühlt hatte der Gast bis dorthin noch keinen Ballbesitz und lag plötzlich mit 1:0 vorne. Nach einem einfachen Fehler im Quenstedter Aufbauspiel schaltete der VfB mustergültig um und konterte die Heimmannschaft klassisch aus. Den starken Pass in die Tiefe erlief der pfeilschnelle Stürmer Tobias Klinge und ließ Torhüter André Weidl im Eins-gegen-Eins keine Chance. Während wohl der ein oder andere schon wieder ein, wie in der Hinrunde so oft erlebtes Unheil auf die Quenstedter zurasen sah, wurde man diesmal aber eines besseren belehrt.

Weiterhin war die Kühne-Elf spielbestimmend, ließ sich, ob des frühen Rückstandes, nicht schocken und zeigte zum Teil und soweit es der Platz zuließ auch ansehnlichen Kombinationsfußball. Sangerhausen ruhte sich schnell auf ihrem Ein-Torevorsprung aus und sah sich fortwährend Angriffsbemühungen der Eintracht ausgesetzt. Die mit Abstand größte Möglichkeit hatte hier Spielmacher Martin Pietz, der nach erstklassiger Vorarbeit von Nick-Louis Böhm den Ball nicht verarbeiten konnte und die scharfe Hereingabe neben das Tor bugsierte. Trotz Überlegenheit und starker kämpferischer Leistung bedurfte es einer Standardsituation, um das Eis zu brechen und den Quenstedter Anhang das erste Mal jubeln zu lassen.

Einen Eckball von Göppert verlängerte Böhm per Kopf Richtung zweiten Pfosten. Dort bewies Stürmer Felix Wechselberger Torjägerqualitäten. Goldrichtig stehend schob er das Leder unter Torhüter Walther zum verdienten Ausgleich über die Linie. (36. Minute) Im Anschluss nahm Quenstedt den Fuß etwas vom Gaspedal und wurde beinahe prompt davon bestraft. Nur wenige Momente nach dem 1:1 parierte Weidl stark im Anschluss an einen Freistoß. Die letzten beiden Möglichkeiten der ersten Halbzeit gehörten jedoch nochmals der Eintracht. Göppert scheiterte hierbei per Distanzschuss an Walther und Elschner verzog nur denkbar knapp vom rechten Strafraumeck. So ging es mit 1:1 in die Halbzeit – einziger Kritikpunkt bis hierher war die mangelnde Chancenverwertung der Heimmannschaft.

Die zweite Spielhälfte begann ausgeglichener und ohne nennenswerte Chancen auf beiden Seiten. Der Abnutzungskampf der ersten Halbzeit und das zunehmend schwere Geläuf machten sich hier schon früh bemerkbar. Mit dem ersten schönen Spielzug nach der Pause ging die Eintracht in der 60. Minute in Führung. Hierbei verlagerte Böhm das Spiel von der linken Seite klug in die Mitte zu Wechselberger, der viel Raum vor sich hatte. Nachdem er mit dem Ball einige Meter gedribbelt war, spitzelte er den Ball zu seinem Sturmpartner Frank Uhlig am linken Strafraumeck. Dieser bewies nun seine hervorragende Übersicht und bediente Geburtstagskind Tony Elschner mit einer maßgeschneiderten Flanke am zweiten Pfosten. Quenstedt’s Toptorjäger musste hier nur noch den Fuß reinhalten, um die Eintracht in Führung zu bringen und das Spiel zu drehen.

Kurz danach gab es, ähnlich wie nach dem Ausgleichstreffer, eine Schrecksekunde auf Seiten des Heimteams zu überstehen. Nach einem Fehlpass vorm eigenen Strafraum musste der neue Abwehrchef der Eintracht, Sebastian Kühne, Kopf und Kragen riskieren, um diesen Fehler auszubügeln und eine Großchance zu unterbinden. Dies gelang ihm durch ein Foulspiel in gefährlicher Position. Den fälligen Freistoß setzte der Gast an den Außenpfosten.

In der nun angebrochenen „Crunchtime“ versuchte Sangerhausen mit allen Mitteln die drohende Niederlage abzuwenden und setzte nach und nach alles auf eine Karte. Dies generierte natürlich Räume zum Kontern für die Eintracht. So holte Tony Elschner nach einem schönen Pass vom starken Böhm in der 74. Minute einen Elfmeter gegen Sangerhausens Keeper Walther heraus. Die Verantwortung für den Strafstoß und die Vorentscheidung übernahm hier Felix Wechselberger. Sein Versuch war zwar eher in der Kategorie schlecht anzusiedeln, jedoch trudelte der Ball mit dem Glück des Tüchtigen doch noch ins Tor und brachte Quenstedt dem ersten Sieg dieser Saison sehr nahe.

Die letzte Viertelstunde des Spiels kann man mit einem Wort zusammenfassen – Abwehrschlacht. Und das Quenstedter Abwehrbollwerk bestehend aus Ulrich, Kühne, Wohlfarth und dem Staubsauger vor der Abwehr Edler, die allesamt stark spielten und überzeugten, hielt nahezu jedem Angriff des Gastes stand. War das nicht der Fall rettete der Pfosten oder Torhüter Weidl. Den letzten Aufreger des Spiels konnte nochmals Quenstedt für sich verbuchen. Im Anschluss an eine der vielen Kontermöglichkeiten versuchte Pietz nach Flanke von Winkler mit einem sehenswerten Seitfallzieher das i-Tüpfelchen auf das Spiel zu setzten. Leider blieb ihm das schönste Tor des Tages verwehrt, da der Ball knapp über die Querlatte strich.

Dies interessierte wenige Zeigerumdrehungen später allerdings keinen mehr. Denn nach 92 Spielminuten beendete Schiedsrichter Kucharczyk die intensiv geführte aber trotz alledem überaus fair geführte Partie mit dem für die Quenstedter erlösenden Schlusspfiff. Somit steht nach einem Spiel im neuen Jahr schon das auf der Habenseite, was in der Hinrunde nicht gelingen sollte – ein Sieg. Daran gilt es nun anzuknüpfen. Dafür muss man sich auf den vom Wochenende präsentierten Teamgeist berufen. Die nächste Aufgabe wartet am Wochenende in Allstedt auf Trainer Lars Kühne und seine Mannschaft. Wenn der Ruck, der merklich durch die Mannschaft ging, anhält, kann man auch von dort Punkte mitnehmen.

Aufstellung: A. Weidl – A. Ulrich, S. Kühne, A. Edler (C) (85. Min. S. Landeck), S. Wohlfarth – T. Elschner, M. Göppert (70. Min. F. Winkler), M. Pietz, N.L. Böhm – F. Wechselberger, F. Uhlig (62. Min. A. Otto)
Außerdem: L. Kühne, M. Winter